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Joseph Paul Jernigans Leben war von der ersten Minute an zum Scheitern verurteilt. Seine Mutter hätte ihn am liebsten abgetrieben, denn sie wusste, was kommen würde: Wie angekündigt verliess ihr Mann sie unmittelbar nach der Geburt und zog zu ihrer besten Freundin. Es kam noch schlimmer: Umzug in die texanische Provinz, Hunger, Verwahrlosung. Nach einem Schlaganfall mussten sich die sechs Kinder praktisch selbst ernähren. Wie sein Bruder Bobby putzte auch Joseph Paul in seiner Kindheit nachts in Chicago den Passanten die Schuhe.

Vor Gericht hatte Paul Jernigan keine Chance. Bei einem Einbruch war er vom Eigenheimbesitzer überrascht worden. Da er annahm, dieser hätte das Nummernschild seines Wagens gesehen, brachte er den Alten auf ebenso hilflose wie brutale Art um. Eine Verurteilung wegen Diebstahls hätte für den bereits zweimal Vorbestrafen Jernigan nach texanischem Recht lebenslänglich bedeutet.

Der Prozess, der 1981, kurz nach begangener Tat, stattfand, dauerte lediglich eineinhalb Tage. Dass Jernigan den 76jährigen Edward Hale mit Absicht tötete, bejahten die Geschworenen in sechs Minuten, dass er auch in Zukunft eine Gefahr für die Gesellschaft sei, beschlossen sie in fünfzehn Minuten.

Auf Anfrage von Amnesty International schaltete sich 1984, kurz vor dem ersten Hinrichtungstermin, der Anwalt Mark A. Ticer ein. Aufgrund der Prozessakten sowie der späteren Aussagen der Pflichtverteidigerin Jody Tullos, führte er während sieben Jahren verschiedene Berufungsverfahren auf Staats- und Bundesebene. Sie wurden alle abgewiesen.

Für die Wissenschaft war Jernigans Tod eine Erlösung. Zwei Jahre lang hatte die National Library of Medicine unter der Leitung von Michael C. Ackerman für das "Visible Human Project" nach einer perfekten Leiche gesucht. Vergebens, denn der Tod hinterliess zuviele Spuren oder die Toten entsprachen nicht dem, was man sich als normalen, durchschnittlichen und das heisst perfekten Menschen vorstellte.

Erst die Idee, dass der Körper aus dem Todestrakt kommen musste, brachte die Wende. Dort ist der Tod kontrollierbar, die Kandidaten können vorher auf ihre Eignung untersucht werden und das Gift hinterlässt keine Spuren.

Jernigan ist noch warm, als ihn die Wissenschaftler in Texas abholen und nach Denver, Colorado, überführen. Er wird mit CT-Scannern integral vermessen, auf minus siebzig Grad hinuntergefroren und in kobaltblaue Gelatine eingegossen. Es geht um die Herstellung des ersten digitalen Anatomieatlas. Millimeter für Millimeter wird Jernigan abgehobelt und digital fotografiert. Monatelang Was übrig bleibt, ist blauer Staub.

1995 tritt die National Library of Medicine erstmals mit den Daten des " Visible Human Project" an die Öffentlichkeit. Die Anatomie ist in ein neues Zeitalter eingetreten: Forschung, Lehre und chirurgische Simulation am unzerstörbaren virtuellen und dennoch realen Körper, davon haben Wissenschaftler bisher nur geträumt.

Die Daten des "Visible man" benötigen 15 Gigabites und entsprechen acht Millionen Buchseiten. Sie werden heute an über 850 Universitäten weltweit genutzt und sind im Internet zugänglich: www.nlm.nih.gov. Das "Center for Human Simulation" der Colorado University entwickelt das Projekt systematisch weiter.

BLUE END ist eine amerikanische Geschichte. Es ist die Geschichte einer digitalen Auferstehung, die Geschichte Joseph Paul Jernigans, der nicht wusste, dass die Organspende nach der Todesspritze medizinisch unbrauchbar ist, und der keine Ahnung hatte, wie Wissenschaftler und Staatsanwälte mit Leuten wie ihm umgehen.
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